Krabbelstube – A never ending story
Moderne Familienpolitik beschäftigt sich (auch) mit hochwertiger Kleinkindbetreuung. Das Angebot einer guten Kind- und Kleinkindbetreuung ermöglicht Familien viel mehr Gleichberechtigung. Der hohe familiäre und gesellschaftliche Wert von Kinderbetreuung ist für uns ganz klar. (Wobei für eventuelle Skeptiker festgehalten sei, dass Kleinkindbetreuung recht flexibel nutzbar ist und auch wenige Halbtage nutzbar sind!)
Ende 2018 startete die intensive Beschäftigung mit einer Krabbelstube in St. Gotthard. Victoria Hofstätter, Obfrau des Bildungs- und Integrationsausschusses legte damals Berechnungen auf der Gemeinde vor, die zeigten, dass für das Jahr 2019/20 eine Krabbelstube und 2 Kindergartengruppen für die Gemeinde St. Gotthard sogar kostengünstiger wären als das damals gewählte Modell.
Damals deuteten die höheren Geburtszahlen darauf hin, dass im Schuljahr 20/21 der Bedarfszahlen erreicht werden, sodass die Landesförderung ausgezahlt wird.
2019 wurde ein Vorstandsbeschluss gefasst, der besagte, dass im Herbst 2020 eine Krabbelstube starten sollte.
Im Jänner 2020 bestätigte das Land OÖ, dass die Gemeinde St. Gotthard Bedarf an einer Krabbelstube hat. Eine Raumlösung wurde in einem Gespräch mit dem Land OÖ gesucht und gefunden – der Gemeindesaal sollte leicht adaptiert für die Krabbelstube eingerichtet werden.
Im März 2020 fand ein Elternabend statt, an dem die Eltern eine verbindliche Anmeldung unterschrieben. Auch eine Einzugsermächtigung der Eltern wurde der Gemeinde ausgestellt, damit eine erste Einzahlung als verbindliche Anmeldung geleistet wird. (Diese sollte mit dem ersten regulären Monatsbeitrag rückverrechnet werden.)
In der Ausschusssitzung im März 2020 wurde besprochen, wie noch weitere InteressentInnen gefunden werden können. Es wurden in der Folge Plakate aufgestellt, ein Zeitungsartikel verfasst und Handzettel verteilt.
Damals stellte unser Bürgermeister überzeugt fest: “Wir starten im Herbst 2020 mit einer Krabbelstube.” Auf die Fragen, was machen wir, wenn wir zu wenige Anmeldungen haben um die Landesförderung zu bekommen: “Wir starten!”
Ab März fanden aufgrund der Corona-Pandemie stark eingeschränkte Aktivitäten statt. In dieser Zeit fragte die Ausschussobfrau mehrmals am Gemeindeamt nach, ob alle Vorbereitungen laufen würden, damit sich zeitlich alles gut ausgeht. Es wurde stets mit “Ja” geantwortet – alles läuft.
Im Gespräch ist immer wieder, dass eine Lösung mit einer Tagesmutter/ einem Tagesvater in den Gemeinderäumlichkeiten angedacht wird, wenn zu wenig Kinder angemeldet werden und die Landesförderung nicht erreicht wird. Diese Lösung wäre für den Beginn einfacher und kostengünstiger.
In der Vorbesprechung der Gemeinderatssitzung im Mai 2020 (wie üblich fand diese Besprechung mit Fraktionsobmann und Amtsleiter statt) deutet alles darauf hin, dass die Tagesmutter/-vater-Lösung umgesetzt wird.
Bei der am Donnerstag, 30.04. stattfindenden SPÖ-Fraktionsvorbesprechung zur Gemeinderatssitzung (wie üblich berichtete hier der Fraktionsobmann die Infos, die er vom Amtsleiter erhalten hat) wird die Lösung diskutiert. Einige Informationen scheinen zu fehlen, weshalb vereinbart wird, dass am Montag, 04.05. die offenen Fragen mit dem Amtsleiter geklärt werden.
Bei dieser Nachfrage am Montag, 04.05. erfahren wir: Alles ist anders als vorbereitet – wir bleiben bei der alten Lösung. Am Tag der Gemeinderatssitzung, dem 05.05. wird noch ein “Amtsvortrag” an die Fraktionsobmänner und Ausschussobfrau ausgeschickt, in dem die Argumente für die alte Lösung zusammengefasst werden.
In der Gemeinderatssitzung werden die Informationen und der Amtsvortrag vorgetragen. Leider werden Informationen verkürzt dargestellt und in der anschließenden Diskussion noch stärker verkürzt:
- Die Rede ist nur mehr von 1 Anmeldung für die Krabbelstube. Diese Anmeldung gilt für den September, die Monate danach werden in der Diskussion beinahe völlig ausgeblendet.
- Verkündet wird nur das Ausbleiben einer Förderung, nicht aber eine Reduktion der Personalkosten und die Möglichkeit einer Sonderförderung.
- Berichtet wird von einem offensiven Zugehen auf die Familien (=potentieller Anmelder) – was das bedeutet wurde nicht näher erklärt und auch Eltern konnten das (auf spätere Nachfrage) nicht erklären.
Das Statement von Victoria Hofstätter zum Thema lesen Sie hier.
Der Gemeinderat hat mehrheitlich beschlossen, dass der Start auf das Schuljahr 21/22 verschoben wird. Die Krabbelstube kommt also (vorerst) nicht.
Ein solches Vorgehen, das teilweise nicht einmal gesetzeskonform ist (Informationen zur Gemeinderatssitzung müssen mindestens 5 Werktage vor der Sitzung zusammengetragen sein!) braucht wohl nicht weiter kommentiert werden.