Statement zur Nicht-Eröffnung der Krabbelstube
Langtitel: Statement von Victoria Hofstätter in der Gemeinderatssitzung vom Mai 2020 zum Thema Krabbelstube
Die SPÖ setzt sich für die Errichtung einer Krabbelstube in St. Gotthard ein. Besonders stark setzt sich Victoria Hofstätter als Obfrau des Bildungs- und Integrationsausschusses für dieses Ziel ein.
Nach mehrmaliger Versicherung, dass die Krabbelstube im Herbst 2020 starten würde, machte die Gemeinde bzw. unser Bürgermeister am Tag vor der Gemeinderatssitzung im Mai 2020 einen Rückzieher. Nachdem alles auf den Start einer Krabbelstube gepolt war, beschloss der Gemeinderat also, doch wieder alles beim Alten zu lassen. (Die Geschehnisse rund um den Start einer Krabbelstube lesen Sie hier.)
Zu diesem Tagesordnungspunkt meldete sich Victoria Hofstätter, die selbst 2 kleine Kinder hat und sich viel mit jungen Familien in der Gemeinde austauscht, kräftig zu Wort. Lesen Sie hier das Statement:
Wenn ich die Argumente im Amtsvortrag lese, kann ich die vorliegende, vorbereitete Entscheidung durchaus nachvollziehen. Da ich das Thema der Kinderbetreuung langfristig sehe und ich glaube , dass genau das eines ist, bei dem sich unsere Gemeinde stetig weiterentwickeln kann, hab ich mir ein paar Worte dazu vorbereitet. Es sollen keine Vorwürfe und Unterstellungen sein, aber einige Feststellungen und Gedanken dazu:
Es gibt einen Vorstandbeschluss aus 2019 zum Start einer Krabbelstube.
Es gibt einen Ausschussbeschuss vom März 2020 zum Start einer Krabbelstube.
Es gibt das klare Bekenntnis des Bürgermeisters vor ca. 20 Müttern beim Elternabend zur Eröffnung einer Krabbelstube. „Wir starten im September ´20!“ Was wenn zu wenig Kinder da sind? „Wir starten!“
Familien haben darauf aufbauend Pläne gemacht, die Karenz-Rückkehr vereinbart, Jobs angenommen. Die Krabbelstuben in Feldkirchen sind voll, Gramastetten ist voll, Ottensheim ist sowieso voll. Walding hat vor einem Jahr sogar die gemeindefremden Kinder rausgeschmissen. Eltern, die sich auf die Beschlüsse und die Aussagen verlassen haben, stehen dann im Regen.
Fraglich ist für mich dann auch die Ernsthaftigkeit und auch die Sinnhaftigkeit der Ausschussarbeit. Im Ausschuss haben wir eine Entscheidung vorbereitet. Bei jeder Nachfrage am Gemeindeamt habe ich als Ausschussobfrau erfahren, dass weiter an einer Kleinkindbetreuung festgehalten wird, mit einer Krabbelstube oder einer Tageseltern-Lösung. Seit gestern weiß ich, auf eigene Nachfrage, dass alle Vorbereitungsarbeit verworfen wurde und alles beim Alten bleibt. Ich würde mir als Ausschussobfrau, etwas mehr Kommunikation und ernsthaftere Zusammenarbeit erwarten.
Zum Thema der Kleinkindbetreuung möchte ich festhalten, dass es hier nicht um kostengünstige Lösungen gehen soll, sondern um den politischen Willen und die Wahrnehmung zeitgemäßer Familienbedürfnisse. In dieser Runde wird hoffentlich niemand abstreiten, dass gesellschaftlich die Kleinkindbetreuung immer wichtiger wird. Die entscheidende Frage ist aber „Sollen unsere Kinder und Kleinkinder mittelfristig die kostengünstigere Lösung kriegen oder die hochwertigere?“
Im Übrigen wäre der Start einer Krabbelstube vor 1 Jahr sogar die kostengünstigere Variante gewesen. Das habe ich am Gemeindeamt mehrmals zum Ausdruck gebracht und natürlich mit Berechnungen hinterlegt. Meine Überzeugung ist: Hätten wir 2019 schon die Krabbelstube gestartet, würden wir heute feststellen, dass bereits ausreichend Anmeldungen für 20/21 eingegangen sind, um die Förderung zu kriegen. Und wir würden von Familien die Rückmeldungen haben, dass sie dankbar sind für die Entscheidung.
Was ich damit sagen möchte: Es geht in der Kinderbetreuung nicht um die Kostenabwägung, sondern um eine zukunftsorientierte Entscheidung für unsere Familien. Wir sind eine eher kleine Gemeinde. Wir werden nicht auf einen Schlag 10 Kinder angemeldet haben für eine Betreuungsform, die noch niemand kennt. Noch dazu wo’s um die ganz Kleinen geht. Wir müssten den Schritt gehen, ein Jahr in den sauren Apfel beißen – nur so kann eine Krabbelstube bei uns anlaufen.
Heuer hätte uns das Land OÖ den Bedarf für eine Krabbelstube bestätigt – wir dürften eine eröffnen. Das sagen die Zahlen vom Dez/Jän. Damit hätten wir heuer ganz offiziell die Möglichkeit eine Krabbelstube zu starten. Das zu tun, wäre eine zeitgemäße Entscheidung für die nächsten Jahre. Wenn wir die Entscheidung treffen, alles beim Alten zu lassen, ist das aus meiner Sicht ganz klar eine vergebene Chance unsere Gemeinde weiter zu entwickeln. Wo doch die gestalterischen Möglichkeiten auf Gemeindeebene ohnehin sehr eingeschränkt sind.